YouTube als Atelier – ein Interview

Ein Gespräch über Veränderung, Verletzlichkeit und die Kraft, Kunst neu zu denken – jenseits des weißen Raums.

Frage: In einigen Ihrer Werke greifen Sie direkt ein – zum Beispiel mit Pfeil und Bogen. Was bedeutet das für Sie?

Ich verändere meine Bilder körperlich. Ich schieße auf sie, zerreiße sie, verwunde sie – und sie verändern sich. Wie der Mensch. Ich will keine glatte Oberfläche. Ich will Wahrheit, Spuren, Geschichte. Die Schusswunden sind Teil des Bildes. Teil des Prozesses. So wie im Leben.

Wenn der Pfeil im Bild steckt und die Farbe über das vorher Geschaffene spritzt, hat sich etwas sichtbar gewandelt. Ich greife ein – bewusst, gezielt – und verändere ein Werk, das vorher abgeschlossen schien. Es ist der Moment, in dem Veränderung nicht nur gedacht, sondern sichtbar wird. Ich glaube, das ist ein Kern meiner Arbeit: Veränderung nicht nur zuzulassen, sondern sie aktiv auszulösen – und ihr dann zuzusehen, wie sie sich zeigt.


Frage: Sie haben gesagt, Veränderung sichtbar zu machen sei ein Kern Ihrer Arbeit. Gilt das auch für Ihre Videos?

Absolut. Für mich ist YouTube kein Kanal im klassischen Sinn – es ist ein Raum, in dem Veränderung erfahrbar wird. Ich begleite Menschen dabei, mit Farbe, Form und Fehlern zu arbeiten. Nicht perfekt, sondern echt.

Ich löse etwas aus – durch meine Art zu arbeiten, zu sprechen, zu zeigen. Und dann sehe ich, was sich bewegt: in anderen, in mir, im Bild. Das ist wie beim Pfeil im Bild: Es verändert sich etwas – sichtbar, spürbar, unübersehbar.

Mein Motto dabei: Einfach machen. Nicht warten, nicht zögern, nicht perfektionieren. Sondern anfangen. Genau darin liegt die Kraft.


Frage: Viele Künstler:innen streben nach Anerkennung durch Galerien oder Museen. Sie dagegen zeigen Ihre Arbeit auf YouTube. Warum?

Ich bewege mich bewusst außerhalb klassischer Kunststrukturen – nicht aus Trotz, sondern weil ich Freiräume brauche. YouTube ist für mich ein Ort, an dem Kunst lebendig bleibt, geteilt wird, sich wandelt. Dort können Menschen einfach beginnen – mit einem Pinselstrich, mit dem Mut, sich einzulassen.

Das heißt nicht, dass ich Ausstellungen ablehne. Im Gegenteil: Ich würde heute wieder ausstellen – aber nur an Orten, die meiner Haltung entsprechen. Repräsentative Räume, die Kunst nicht entkoppeln von Leben, Veränderung und Prozess.

Ich glaube, genau dort entsteht etwas Neues: wenn Kunst nicht exklusiv bleibt, sondern zugänglich wird – und dabei nichts von ihrer Tiefe verliert.


Frage: Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Kunst?

Ich wünsche mir, dass Kunst offener wird. Weniger abgeschlossen. Weniger exklusiv. Ich möchte, dass Menschen den Mut finden, selbst zu gestalten. Und dass meine Arbeit dabei Impuls sein darf. Kunst muss nicht perfekt sein. Aber sie darf wahrhaftig sein. Und sie darf uns verändern.

Zum Blog-Artikel Youtube als offenes Atelier

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