Über die Sprache des Materials – Künstlerischer Denkraum

Gold Folie als Material in abstrakter Malerei in der Hand der Künstlerin

Über die Sprache des Materials

Ein Essay aus dem künstlerischen Denkraum


Wenn Material beginnt zu sprechen

Es gibt Momente beim Malen, in denen Material nicht nur Material ist, sondern eine Erinnerung, ein Geräusch, ein Wetter, ein innerer Boden. Man greift zu Strukturpaste, aber eigentlich fasst man etwas an, das an einen Regentag erinnert, an nassen Waldboden, an ein Moosbett oder an einen hellen Stein, der im Licht aufleuchtet.

Manchmal merkt man das erst, wenn man mitten im Prozess steht – wenn sich die Masse unter dem Werkzeug bewegt, wenn Goldfolie knistert oder Farbe so satt wirkt wie Erde nach einem langen Regen.

„Fühlt sich schon an wie ein bisschen Schnee oben auf dem Gletscher, der in der goldenen Sonne scheint.“

Ein stilles Gespräch

Solche Sätze entstehen nicht aus Planung, sondern aus Wahrnehmung. Das Material spricht zuerst. Der Rest ist Zuhören.

Wenn Farbe in die Struktur zieht, wenn ein Grünton nicht so will wie gedacht, wenn Weiß plötzlich genau das bringt, was gefehlt hat, entsteht eine Art Gespräch. Kein lautes, kein großes. Eher ein stilles Einverstandensein mit dem, was da ist.

„Da kann man richtig abtauchen. Es hat etwas sehr Meditatives.“

Der Prozess erinnert

Vielleicht entsteht genau hier die eigentliche Malerei: nicht in der Entscheidung, welche Farbe wohin kommt, sondern in den kleinen Momenten, in denen man spürt, wie sich der Ton verändert, wie Gold unter Braun zu atmen beginnt, wie sich ein Bild selbst vorschlägt, ohne dass man etwas erzwingen muss.

Der Prozess ist das Gedächtnis des Bildes. Alles, was man fühlt, fließt hinein. Alles, was man loslässt, auch.

„Auch wenn mal etwas nicht funktioniert – das gehört einfach dazu.“

Das begleitende Video

Dieses Video ist ein Beispiel für den Denkraum, aus dem dieser Text entstanden ist – ein Blick in den Prozess, während die Gedanken sich formen.

Acrylfarbe auf Gold gießen – Ateliermoment
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Ausgewählte Momente aus dem Video

0:08 — Erste Setzung der Strukturmasse

Ein Moment, in dem Material und Fläche beginnen, ihre eigene Logik zu entwickeln.

0:45 — Goldfolie als fragile Oberfläche

Ein kurzer Augenblick von Licht und Knistern, in dem Material zu Bedeutung wird.

2:10 — Begegnung von Braun & Grün

Zwei Töne reagieren aufeinander wie zwei Bewegungen in einem Gespräch.

4:00 — Vertiefung des Prozesses

Die Oberfläche beginnt, eine innere Richtung vorzuschlagen.

6:30 — Die Form kristallisiert sich

Nicht geplant, sondern aus den Bedingungen des Materials heraus.

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